Samstag, 23. Dezember 2006

Harry Potter und der Halbblutprinz

650 Seiten Abendunterhaltung. Die scheinbare Ignoranz der drei Hauptpersonen zu verstehen, wer denn nun der Halbblutprinz ist, machte einige Passagen schwierig, doch dann klärt sich auf S. 609 die Frage und ich bin erstaunt, wie gut Rowling auch mich an der Nase herumgeführt hat, denn die Antwort ist logisch und offensichtlich, nachdem ich es weiß.
Die Lektüre begann mit einer ärgerlichen Erinnerung an den Deppen, der auf Teneriffa laut heraus posaunte, wer denn der prominente Tote im Band 6 ist. DU IDIOT; es ist dies eines der ungeschriebenen Gesetze, dass Überraschungen erhalten bleiben. Ein abenteuerlicher Roman wie Harry Potter braucht diese Rätsel und Überraschungen, um über die schwachen Stellen hinweg zu führen.

Das sechste Jahr in Hogwarts -gut das die meisten Namen nicht ins Deutsche übersetzt wurden (Schweinewarze oder ohne Dreher Warzenschwein)- zeigt Variationen der bisherigen Bände. Wieder gibt es einen neuen Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste, der über viele Seiten eingeführt wird und natürlich einige Schlüssel zu den sorgsam über die vorherigen Bände gestreuten Rätsel anbietet. Einige wichtige Personen haben am Ende von Band 5 Hogwarts mit einem Abschluss verlassen, entsprechend ändern sich die Konstellationen nicht nur in den Quidditch-Mannschaften. Und natürlich sind die Hauptpersonen in ihrem 16. Lebensjahr, die Pubertät und große Gefühle spielen eine entsprechende Rolle.

Das Buch gefiel und die letzten 120 Seiten mussten wie bei jedem spannenden Roman am Stück gelesen werden. Ich belassene es bei diesen kryptischen Anmerkungen zur Handlung, denn das Buch ist unterhaltsam.
Für eine Verfilmung (freigegeben ab 16 Jahre!) sollte Ridley Scott oder Terry Gilliam gewonnen werden. Beide können die Splatter-Elemente überzeugend inszenieren.

Nur eine Vorausschau auf den finalen, siebten Band. Joanne K. Rowling hat bereits offiziell mitgeteilt, dass eine der drei Hauptpersonen sein Ende finden wird. Ich bin mir sicher, dass Harry Potter zum Ende des Buches ein Duell mit Lord Voldemort führen wird, in dem beide sterben ohne als Patronus oder als Inferi wieder auferstehen zu können. Die Serie soll enden und nur mit dem gleichzeitigen Tod der schwarzen und weißen Seite des größten Zauberers (sie sind schließlich seelenverwandt) kann die Leserschaft aus dieser Welt entlassen werden. Es wird natürlich von vielen geschäftstüchtigen Schreiberlingen Spinn Off-Bücher geben, wo diese dann Nebenhandlungen und weitere Entwicklungen fabulieren. Doch ich habe Zweifel, dass hier eine so mächtige Welt, wie Tolkiens Mittelerde entstanden ist. Ob auch in 20 Jahren noch neue Leserinnen und Leser in Massen zu dieser sieben Bänden greifen werden?.
Da es keinen Folgeband geben wird, bin ich sehr gespannt, was für eine Thematik Joanne K. Rowling in ihren dann folgenden Buch wählt. Wie wäre es mit einem Sozialroman à la Oliver Twist im 21. Jahrhundert? In unserer Zweidrittelgesellschaft geschehen die echten Dramen in dem ausgegrenzten Drittel, für die anderen Zweidrittel geht es nur um die Entscheidungen welche käuflichen Güter und Dienstleistungen zu erwerben sind.
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