Donnerstag, 28. Dezember 2006

The Simpson 2001 Die Sippe auf Safari

Mit großem Vergnügen sah ich erstmals diese Folge. Viele Vorurteile und Stereotypen, die über das so nicht existierende Afrika (siehe meinen Aufsatz hierzu) gepflegt werden, sind hier en miniature und zum Teil ironisch verbrämt zu sehen. Ich habe ja eine besondere Beziehung zu unseren Nachbarkontinent und summarisch 27 Monate in sechs Staaten studiert, gearbeitet, geforscht und eine ereignisreiche Zeit verbracht.

Ausgangspunkt für die Geschichte ist eine Keksfabrik. Diese hat in den 60-er Jahren für eine Werbekampagne als Hauptpreis eine Reise nach Ostafrika ausgelobt. Wer in einer Packung eine goldene Giraffe findet, erhält den Reisegutschein. Natürlich findet Homer Simpson mit 30 Jahren Verspätung diese Giraffe und fordert erfolgreich die Reise ein. Zeitgleich sagt auf Swahili ein hinter einer Maske verborgener Medizinmann in Afrika an einem Lagerfeuer: "Das Böse ist auf den Weg zu uns".
Folkloristisch bunt gekleidete Flugbegleiterinnen führen zur Landung in Tanzania, dass mal eben zweimal seinen Landesnamen wechselt (Anspielung auf Burkina Faso und Benin). Mit einem Geländewagen geht es direkt in die wilde Natur. Der Reiseführer heißt nach den in Ostafrika beliebten, bedruckten Baumwollstoff "Kitenge". Unterkunft ist natürlich in runden Hütten, die auf Bäumen errichtet wurden. Gefährliche Insekten greifen an.
Quelle: http://simpsonspedia.net/index.php?title=Die_Sippe_auf_Safari
Im Ngorongoro-Krater erleben sie die Natur (ein aus einem Straußenei schlüpfendes Nashorn, etc.) einschließlich Wilderer und im Olduvai Gorge eines der frühsten Skelette der Vorfahren des heutigen Menschen. Kultur kommt als Trommelmusik der Maasai hinzu. Dort wird ihnen als Erfrischung auch frisches Rinderblut angeboten.
Ein wasserscheues Flusspferd treibt sie zu einer exotischen Flussfahrt durch den Urwald, die an den Viktoriafällen endet (klassischer Fehler, denn Victoria Falls hat keine Beziehung zum Victoria Lake; knapp 2.000 km daneben). "Wilde" im Busch betrachten die Simpsons und kommentieren auf Swahili. Homer greift diese mit einem Speer an und die "Wilden" ziehen sich zivilisiert zurück. Als sie sich komplett verirrt haben, wird Bart Simpson zur Erkundung auf den nächsten Hügel geschickt. Es handelt sich um den Kilimanjaro (5.895 m). Dann gibt es noch die Geschichte einer prominenten Schimpansenforscherin und die allgemeine Ausbeutung Afrikas, dass für seine Rohstoffe bekannt ist. Hier folgt auch eine wunderbare Anspielung auf den Song "Diamonds on the Soles of her Shoes" von Paul Simon (vom Album "Graceland" 1986).
Als sie zum Flughafen zurückkehren, verkünden Plakatwände, dass ihr ehemaliger Reiseführer sich an die Macht geputscht hat (nicht demokratische Regierungswechsel sind Legion in den 40 Jahren Unabhängigkeit der 53 Staaten Afrikas).
Der gesamte Text der Geschichte mit Anmerkungen ist natürlich auch im Internet zu finden.

Wunderbar, wenn es alles ironisch gemeint ist, dann ist dies ein Meisterstück und sollte im Einführungskurs zur Afrikanischen Geschichte oder Politik gezeigt werden. Alle touristischen Ziele, die für das östliche Afrika angeboten werden, sind verarbeitet und viele Touristen meinen wirklich nach so einem Urlaub etwas über "Afrika" zu wissen. Wenn Kikuyu oder Kamba am Swimming Pool der weißen Ghettos (im Reisekatalog als Hotels in einer Ferienanlage bezeichnet) als Maasai verkleidet, Tänze der Luo aufführen und dazu westafrikanische Trommeln benutzen, dann ist dies fast schon "afrikanische Kultur", halt der primitive, billige Bastard, der von den Vereinfachern im Tourismus gewünscht wird.

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