Dienstag, 27. März 2007

Dehnungs-C

In unserer norddeutschen Sprache gibt es das Dehnungs-C. Leider geht dieses Wissen zur Zeit verloren. Wenn Orts- oder Familiennamen ein "ck" beinhalten, ist dies nicht zwangsläufig wie ein "kk" auszusprechen, sondern oftmals ist das "c" zur Dehnung des vorherigen Vokals.
So wird Mecklenburg korrekt Meeklenburg ausgesprochen und nicht Mekklenburg, wie selbst viele NDR-Mitarbeiter sagen. In meinem Heimatlandkreis Rotenburg/Wümme haben wir auch zwei Orte, die ein Dehnungs-C haben. Bockel (Samtgemeinde Zeven; vielleicht bekannt als Autobahnausfahrt nach Zeven und Rotenburg) und das Kirchspiel Brockel (Samtgemeinde Brockel; im Osten von Rotenburg). Habe eben den Wikipedia-Artikel um die beiden Beispiele ergänzt.
Wer das Grauen kennt, wenn bekannte Familien- und Ortsnamen falsch ausgesprochen werden, versteht mein Kopfschütteln, wenn in den Verkehrsnachrichten von einer Umleitung ab oder bis zur Autobahnausfahrt "Bokkel" gesprochen wird.
Mecklenburg-Vorpommern wird korrekt nur mit kk gesprochen, wenn die Kurzform McPomm (Mekk-Pomm) benutzt wird.

Mittwoch, 21. März 2007

Django Asül im TAK Hannover


Am 19. und 20. März zeigte Django Asül sein Programm „Hardliner“ im ausverkauften TAK. Wir hatten die Karten im Januar beim Table-Quiz im benachbarten Café K gewonnen.
Keiner von uns hatte Django Asül bisher live erlebt. Es war dies eine der letzten Vorstellungen seines nunmehr dritten Programms. Es war herzerfrischend scharf.

Unterbrochen von einer Pause gab es drei Themen, die von ihn behandelt wurden. Er begann mit der großen Politik, beschrieb Zwischenmenschliches aus seiner Welt und ließ immer wieder türkische Jugendliche und junge Erwachsene zu Wort kommen. Entsprechend wechselten die Sprachen vom bayrischen Dialekt zum Hochdeutschen und zu der erheblich in der Wortwahl reduzierten Sprache vieler Heranwachsenden.
Kabarett kann nicht nacherzählt werden, nur Zitate würden die Qualität der Formulierung zeigen. Im politischen Block konnte ich oftmals herzlich Lachen, denn das Merkel ist einfach unerträglich. Viele Anspielungen und Formulierungen waren offensichtlich zu hart für das Publikum, denn mehrmals waren wir Lachenden in einer kleinen Minderheit. Er ist so wunderbar politisch unkorrekt und scheinbar könne einige nicht über sich selbst lachen.
Dies zeigte sich auch in den Passagen, wo er den Türken heraushängen ließ. So wie es akzeptiert wird, das ein Schwarzer andere Schwarze als Neger bezeichnet, so darf Django Asül auch alle Vorurteile gegenüber Türken ausspielen.
Es war ein gelungener Montagabend!

Robert De Niro 2006 Der gute Hirte

War letzte Woche mit AB im Kino. Die Gründung und Frühgeschichte der CIA. Eigentlich eine große Erzählung, die mit vielen bekannten Gesichtern verfilmt wurde, aber mit so vielen Schwächen im Drehbuch behaftet, dass ich mich immer noch nicht entscheiden konnte, ob ich eine Filmkritik schreiben sollte.
Meine Note liegt bei 5-6 von 10 möglichen Punkten meiner Filmbewertungsskala.

Samstag, 17. März 2007

Zitat Monty Python 1.8

Zur Erinnerung: Ein Tierhändler hat einen toten Papagei als lebend verkauft. Der Kunde versucht nun den Händler zu überzeugen, dass er das tote Tier zurücknimmt, doch es wird bestritten, dass der Vogel tot ist.
Das Papageienzitat soll in England bereits eine sprichwörtliche Qualität erreicht haben, da es sinnbildlich für das hartnäckige Leugnen von klar zu erkennenden Fakten steht (heute würde dieser Text einer professionellen Lügnerin wie Condy Rice gewidmet werden):

Dieser Papagei ist nicht mehr. Er hat aufgehört zu sein. Er ist abberufen worden und eingegangen zum Herrn. Das ist die seelenlose Hülle eines Papageis.Der Lebensodem ist aus ihm gewichen, er ruhet im ewigen Frieden. Wenn Sie ihn nicht festgenagelt hätten, würd er längst die Radieschen von untern besehen. Er hat den Schirm zugemacht und zwischert jetzt Halleluja auf seiner himmlischen Wolke. Dies ist ein Ex-Papagei
(Monty Python’s Flying Circus, 1. Serie, 8. Folge, Nackte Tatsachen, 1969, Deutsch von der Zürisee-Cooperation)


Und das gleiche im Original (man beachte die feinen Unterschiede; IMDB nennt einen leicht abweichenden Text):

It’s not pining, it’s passed on. This parrot is no more. It has ceased to be. It’s expired and gone to meet his maker. This is a late parrot. It’s a stiff. Bereft of life, it rests in peace. If you hadn’t nailed it to the perch, it would be pushing up the daisies. It’s run down the curtain and joined the choir invisible. THIS IS AN EX-PARROT!
(Monty Python’s Flying Circus, Full Frontal Nudity)
Und hier das Video auf YouTube

Sonntag, 11. März 2007

Genealogie Meyer im Kirchspiel Brockel

Stefan fragte einmal, was solche Einträge sollen. Familienforscher verfolgen jede Spur und so werden Sie über Google die Angaben in den folgenden Beitrag finden. Es ist gute Tradition, dass eigene Suchergebnisse anderen Personen zur Verfügung gestellt wird. Nur über diesen Austausch sind eigene Mißinterpretationen von Eintragungen, echte Fehler und fehlende Angaben zu korrigieren. Auch ich habe schon Hinweise und Informationen auf den Seiten von Robert Inselmann und der Familien Hoops und Eckhof gefunden.

Ich habe hier bereits über Harm Hinrich Meyer (Nr. 96), der zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Pächter und Verwalter des Ritterguts Veerse im Kirchspiel Scheeßel genannt wird, berichtet. Hier kommen weitere Angaben zu seiner Personen und seinen Vorfahren.
Um die Übersicht über die vielen ähnlich klingenden Namen zu erleichtern, habe ich den Namen meine genealogische Ziffer vorangestellt. Wenn ich die Nr. 1 habe, dann hat mein Vater die Nr. 2, meine Mutter die Nr. 3, meine Großeltern die Nr. 4-7, die Urgroßeltern Nr. 8-15, usw. Nr. 96 ist entsprechend mein Ur-ur-ur-ur-Großvater. Geschwister erhalten zu dieser Nummer einen Buchstaben in der Reihenfolge ihrer Geburt. Wenn die Reihenfolge nicht bekannt ist, wird der Buchstabe x verwendet.


Die Eltern von (Nr. 96) Harm Hinrich Meyer waren (Nr. 192) Daniel Meyer aus Brockel und (Nr. 193) Margaretha Dorothea geborene Heitmann aus Bellen im Kirchspiel Brockel. Harm Hinrich wurde als letztes von sechs Kindern am 6. August 1781 auf dem Rittergut Trochel, Kirchspiel Brockel geboren, wo die Eltern als Häuslinge lebten und arbeiteten.
Das Ehepaar hatte sich nach ihrer Hochzeit am 9. Januar 1763 zunächst als Häuslinge in Bellen niedergelassen. Die Ehe war eine Pflicht, denn die Braut war bereits im sechsten Monat schwanger. In Bellen wurden die ersten fünf Kinder bis 1774 geboren. Wann und warum es zum Umzug nach Trochel kam, ist nicht bekannt, doch Harm Hinrich war ein Nachzügler. Seine Mutter war zu seiner Geburt bereits 43 Jahre alt, was damals ein ungewöhnliches Alter für eine Mutter war.

(Nr. 192) Daniel Meyer wurde als fünftes und letztes Kind des Häuslings (Nr. 384) Claus Meyer aus Brockel und seiner Frau (Nr. 385) Catharina geborene Grobrügge aus Bothel, Kirchspiel Brockel am 16. September 1726 in Brockel geboren. Wieder ein Beispiel für eine späte Geburt, denn die Mutter war bereits 45 Jahre alt. Das Ehepaar hatte insgesamt fünf Kinder, die alle in Brockel geboren wurden: (Nr. 192a) Anna Catharina Meyer (* 1. November 1716); (Nr. 192b) Claus Henrich Meyer (* 23. Dezember 1717); (Nr. 192c) Christian Meyer (* 11. Mai 1720) und (Nr. 192d) Johann Joachim Meyer (* 6. November 1722).

(Nr. 193) Margaretha Dorothea Heitmann wurde als zehntes Kind des Pastorenmeyers (Nr. 386) Johann Henrich Heitmann mit seiner zweiten Ehefrau (Nr. 387) Anna Magdalena geborene Heitmann aus Brockel am 10. März 1738 in Bellen geboren. Für die Mutter war es im Alter von 40 Jahren das sechste und letzte Kind. Von den zehn Kindern starben bereits drei als Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren. Mit ihrer Hochzeit folgte die Braut ihrer älteren Schwester (Nr. 193d) Marie Mette Heitmann, die 1755 den älteren Bruder ihres Bräutigams (Nr. 192c) Christian Meyer geheiratet hatte. Das Geschwister einer Familie Geschwister einer anderen Familie heirateten, war damals nicht ungewöhnlich.

Margaretha Dorothea und Daniel Meyer lebten bis zu ihren Lebensende auf Trochel. Daniel Meyer starb dort am 29. März 1793 im Alter von 66 Jahren an der Brustwassersucht. Zwei der Kinder etablierten sich auf dem Rittergut. Der älteste Sohn (Nr. 96c) Johann Friedrich Meyer heiratete am 6. Juli 1794 die Tochter des Gutsverwalters Johann Rulf (der Eintrag kann auch als Rolf oder Wolf gelesen werden) Anna Maria Rulf. Die Tochter (Nr. 96d) Anna Dorothea Meyer heiratet am 16. August 1795 in zweiter Ehe den Sohn des Gutsverwalters Johann Harm Rulfs. Margaretha Dorothea Meyer geborene Heitmann starb am 1. April 1807 im Alter von 69 Jahren an der Brustkrankheit einer von vielen Umschreibungen für die Tuberkulose.

(Nr. 384) Claus Meyer wurde am 29. Februar 1684 als Kind des Pastorenschäfers (Nr. 768) Jochim Meyer und seiner Frau (Nr. 769) Adelheid getauft. Der Name der Frau wird bei keiner der vier aufgefundenen Geburten genannt. Erst im Beerdigungsregister wird der Vorname Adelheid genannt. Durch einen Eintrag im Copulationsregister wird dokumentiert, dass es mindestens fünf Kinder in dieser Familie gab, die alle in Brockel getauft wurden: (Nr. 384a) Johann Henrich Meyer (geboren etwa 1676); (Nr. 384b) Cord Meyer (* 28. November 1680); (Nr. 384c) Anna Alheid Meyer (* 24. Mai 1687) und (Nr. 384d) Elisabeth Meyer (* 14. September 1690). Die Letztgenannte verstarb bereits im Alter von drei Jahren. Die Hochzeit von Jochim Meyer und Adelheid N.N. erfolgte nach 1668 und ist nicht dokumentiert. Das Copulationsregister für das Kirchspiel Brockel beginnt erst im Jahre 1680.
Claus Meyer heiratete am 28. Dezember 1715 (Nr. 385) Catharina Grobrügge aus dem benachbarten Dorf Bothel. Da beide keinen Hof geerbt hatten, kam es erst spät zu einer Hochzeit. Der Bräutigam war bereits 31 und die Braut 34 Jahre alt. Mit diesen späten Hochzeiten wurde gesellschaftlich verhindert, dass Familien ohne eigenen Hof viele Kinder bekommen.
Claus Meyer starb am 4. Februar 1729 kurz vor Vollendung seines 45. Lebensjahres.


(Nr. 385) Catharina Grobrügge wurde am 2. Februar 1681 als Kind von (Nr. 770) Johann Grobrügge aus Bothel und seiner nicht namentlich genannten Frau in Brockel getauft. Die Eltern bewirtschafteten das Jurgens Haus und waren einer der Luttermannschen Käter, also Kothsaßen oder Köthner (Kleinbauern), die dem Hause Luttermann zins- und dienstpflichtig waren. Es sind fünf Kinder aus dieser Ehe bekannt: (Nr. 385a) Magdalena Anna Grobrügge (* 24. Januar 1668); (Nr. 385b) Anna Grobrügge (19. September 1669); (Nr. 385c) Maria Elisabeth Grobrügge (* 26. Januar 1679) und (Nr. 385d) Johann Grobrügge (9. Dezember 1683). Die Hochzeit der Eltern erfolgte vor dem Beginn des Copulationsregisters.
Catharina Grobrüge starb am 27. Juli 1729 im Alter von 48 Jahren.

(Nr. 386) Johann Henrich Heitmann wurde im Oktober 1692 in Bellen als erstes Kind des Baumanns (Nr. 772) Jürgen Heitmann und seiner Frau (Nr. 773) Metta Catharina Böhling geboren und am 30. Oktober in Brockel getauft. Bellen war eine kleine Ortschaft, die zu dieser Zeit nur aus zwei Höfen bestand, was die Identifizierung der Kinder dieser Ehe trotz des häufigen Familiennamens Heitmann erleichtert. Es wurden acht Kinder in die Familie geboren: (Nr. 386a) Anna Maria Heitmann (* 26. Dezember 1694); (Nr. 386b) Margaretha Heitmann (* 15. November 1696); (Nr. 386c) Johann Jürgen Heitmann (* 17. April 1698); (Nr. 386d) Jacob Heitmann (* 30. April 1700); (Nr. 386e) Henrich Hans Heitmann (* 12. März 1702); (Nr. 386f) Anna Metta Heitmann (* 30. November 1704) und schließlich (Nr. 386g) Joachim Heitmann (* 16. Februar 1707). (Nr. 386) Johann Henrich Heitmann am 1. November 1714 Anna Vajen aus dem südlich gelegenen Kirchspiel Wittorf. Von 1715 bis 1722 wurden vier Kinder geboren und am 8. Februar 1724 starb die Ehefrau. Bereits am 2. November 1724 heiratete der Witwer Johann Henrich Heitmann (Nr. 387) Anna Magdalena Heitmann aus Brockel, mit der er sechs weitere Kinder hatte.
Johann Henrich Heitmann starb am 31. Oktober 1759 in Bellen im Alter von 67 Jahren.

(Nr. 387) Anna Magdalena Heitmann wurde 26. Februar 1697 als Kind des Junckern-Meyer (Nr. 774) Johann Henrich Heidmann aus Brockel und seiner Frau (Nr. 775) Anna geborene Röhrs aus Bothel geboren. Es lassen sich fünf Geburten nachweisen. Zuerst wurde 1694 eine weibliche (Nr. 387a) Totgeburt verzeichnet und dann wurden (Nr. 387b) Henrich Heitmann (* 19. November 1695, der am selben Tag verstarb), (Nr. 387c) Johann Henrich Heitmann (* 8. August 1700, der im Alter von 16 Monaten starb) und (Nr. 387d) Henrich Heitmann geboren.
Anna Magdalena Heitmann starb am 3. September 1775 in Bellen im Alter von 78 Jahren.

Zu den Ahnen der
Nr. 384 bis 387 liegen mir über Eintragungen in den Heirats- und Beerdigungsregistern Angaben vor. Doch diese und die nächste Generation sind in dem Zeitbereich, wo erst so nach und nach die Dokumentation in den verschiedenen Kirchbüchern beginnt. Vieles ist lückenhaft. 

Samstag, 10. März 2007

Genealogische Forschung in Hannover

Die Genealogie bürgerlicher Familien basiert auf Daten von den Standesämtern (seit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs) und den Eintragungen in den Kirchenbüchern. Letztere setzen hier in der Regel erst nach dem 30-jährigen Krieg ein, doch es gibt auch Gemeinden in Norddeutschland, die in den folgenden Kriegen geplündert wurden, so dass Kirchenbücher verschwanden oder zerstört wurden.

Nicht alle Kirchgemeinden sind bereit, interessierten Familienforscher direkten Zugang zu den zum Teil mehr als 300-jährigen Bücher zu erlauben. Ein Großteil aller Kirchenbücher wurde verfilmt und liegt in ausgewählten Archiven auf Microfiche vor. Für einen Großteil der niedersächsischen evangelisch-lutherischen Kirchgemeinden sind diese Verfilmungen in Hannover und Wolfenbüttel zugänglich. Im Hauptstaatsarchiv Wolfenbüttel liegen die Verfilmungen des ehemaligen Herzogtums Braunschweig. Im Kirchenbuchamt der Stadtkirchenkanzlei des Ev.-luth. Stadtkirchenverband Hannover (Hildesheimer Straße 165) sind die Bücher der ehemaligen Regierungsbezirken Hannover und Lüneburg vorhanden. Für einen Tagesbeitrag von €6,00 kann dort nach telefonischer Anmeldung (98 78 555) an einem der Lesegeräte gearbeitet werden. Der Arbeitsbereich ist nur 6,5 Stunden geöffnet.
Leider muss man sagen, dass viele Microfiche nach mehreren Jahrzehnten Benutzung so sehr beschädigt sind, dass manchmal ganze Seiten nicht zu lesen sind.

Meine Familie stammt mütterlicherseits vor allem aus den Kirchspielen Scheeßel und Brockel und viele Angaben habe ich über Microfiche recherchiert.
Als ich im Februar einmal wieder einen Tag im Kirchenbuchamt verbrachte, musste ich eine bei der späteren Auswertung meiner Notizen, eine Frustration der ungewöhnlichen Art feststellen.
Die handschriftlichen Eintragungen sind schwer zu lesen und jeder schriftführende Pastor hat eine individuelle Sauklaue (mit einer Ausnahme: Pastor Ungewitter in Scheeßel!). Auge und Gehirn brauchen jeweils eine halbe Stunde bis die Lesegeschwindigkeit akzeptabel wird. Dennoch ist es eine zeitaufwändige Suche und ich bin normalerweise froh, wenn ich am Ende eines Tages mehrere Dutzend Einträge gefunden, entziffert und abgeschrieben habe. Die gefundenen Angaben werden nicht vor Ort mit dem bestehenden Datenbestand abgeglichen, da jede Minute zählt.
Als ich zu Hause die etwa 30 Datensätze mit den bestehenden über 1.000 Datensätzen verglich, musste ich feststellen, dass sich Probleme der vorherigen Suchtage wiederholt hatten. Für einige Zweige der Familie habe ich bereits die frühestmögliche Angaben gesucht. Dieser Vorgang wurde nun wiederholt und ich hatte verschiedene Dublette erstellt. Es kamen nur marginale neue Informationen hinzu.

Was würde ich mich freuen, wenn ich endlich wieder Zugang zu den Originalen erlangen könnte.

Mittwoch, 7. März 2007

Das Dorf Brauel

Im Dorf Brauel habe ich einen wesentlichen Teil meiner Jugend verbracht. Es ist ein Ausschnitt aus einer von mir digitalisierten topographischen Karte der späten 70-er Jahre zu sehen. Ein Klick auf die Karte wird alle Details deutlich zeigen.
Direkt im Süden befindet sich die Stadt Zeven, die im Rahmen der Kommunal- und Gebietsreform von 1976 Brauel eingemeindete. Wenn man der zentralen Bundesstraße nach Norden und schließlich nach der Überquerung nach Nordwesten folgt, beginnt direkt außerhalb des gewählten Bildausschnitts das Gelände der damaligen niederländischen Kaserne Seedorf (Legerplaats Seedorf). Wir lebten im äußersten Nordosten von Brauel auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei im Haus, das für den Vorarbeiter errichtet wurde. Der Blick aus dem Bad oder Küche zeigte Weiden und schließlich den Wald auf den Überresten eines Hochmoores, vor dem fast jeden Abend Rehe zu sehen waren.

Was ist alles zu sehen? Landwirtschaftliche Nutzflächen sind in gelb. Ich habe nicht zwischen Feldern und Weiden unterschieden. Zunächst waren viele der Flächen reine Weiden, da auf diesen oftmals anmoorigen Boden keine hohe Erträge möglich waren. Doch mit zunehmender Drainage und anderer Maßnahmen der Melioration wurden vermehrt Wiesen und Weiden umgebrochen. Siedlungsflächen mit den umgebenden Gärten und Rasen sind in Grasgrün mit roten Gebäuden zu sehen. Brauel entstand am Ufer der Oste, die von Ost nach West fließt. Die Teilsiedlung nördlich des Flusses entstand erst nach dem 2. Weltkrieg. Wälder und Forsten sind in Umbra gehalten. Wald- und Feldwege wurden ihrer Umgebung angepasst. Nur ausgebaute Straßen sind ohne Farbe dargestellt.

Sonntag, 4. März 2007

Fanfare Ciocarlia aus Rumänien zu Gast in Hannover

Es war eines dieser großen Konzerte, auch wenn es einige Abstriche durch die Organisation gab. Mein Bericht über den Auftritt der Fanfare Ciocărlia ist zweigeteilt. In schwarz sind meine Bemerkungen zur Band und zum eigentlichen Konzert und in blau sind Randbemerkungen gehalten.

Bereits 1998 trat Fanfare Ciocărlia auf dem Weltmarkt zum Abschluß vom vierten Masala Festival in Hannover auf. Seitdem sind im Rahmen dieses jährlichen Festivals oder in separaten Konzerten (z.B. Karandila) weitere Band aus Südosteuropa aufgetreten, die diese oder ähnlich Energie geladene Musik einen größeren Publikum bekannt machten.
Es waren erfreulich viele Menschen zum Konzert gekommen. Bereits eine Viertelstunde vor dem Konzert waren alle Stühle besetzt und auf den Seiten standen viele Menschen.
Die Bestuhlung war ein Problem. Es wurde die maximale Bestuhlung, wie sonst bei ruhigen Konzerten und Kabarettabenden aufgebaut und entsprechend war vor der ersten Reihe nur ein etwa zwei Meter breiter Gang zur Bühne hin freigelassen. Fanfare Ciocărlia spielt sehr viel Tanzmusik und so war der Konflikt mit den Sitzenden vorprogrammiert.
Das Konzert begann mit einem Klassiker aus einem Film von Emir Kusturica. Zunächst traten die vier Bläser auf, die auf einen Podest im Hintergrund das Grundgerüst aller Lieder spielten (Tuba, Tenor und Bariton Horn). Sie begannen alleine und es klang irgendwie bekannt, als nächstes kam der erste der zwei Saxophonisten auf die Bühne und als dann auch noch der erste von den drei Trompetern hinzukam war Bubamara von Nelle Karajlic zu erkennen. Dieses Stück wurde einen größeren Publikum durch den Film Schwarze Katze, Weißer Kater bekannt. Es brandete der erste Applaus auf, als der Senior der Band mit Hut auf die Bühne kam und zur Begrüßung den Hut zog. So kamen nach und nach alle elf Musiker auf die Bühne.
Fanfare Ciocărlia = Feldlerchen Blaskapelle
Mit dem zweiten Stück erhöhte sich die Geschwindigkeit auf die Beatzahl für die Fanfare Ciocărlia bekannt ist. Erbsenzähler haben bis zu 200 bpm gezählt und damit schneller als Techno mit den wesentlichen Unterschied, dass hier keine Computer Geräusche erzeugen, sondern Menschen von Hand Musik machen.
Mit Erstaunen stellte ich fest, dass es eine große Differenzierung im Publikum gab. Das Durchschnittsalter auf den Stühlen lag etwa bei 40 Jahren und an den Seiten standen sehr viele junge Menschen, die sich bereits beim zweiten Stück ersten Platz zum Tanzen schufen. Dieser Platz war nur vor der ersten Sitzreihe. Mit jedem Stück wurden es mehr Tanzende und nach einer halben Stunde war der gesamte Gang vor der Bühne eine wogende Menschenmenge und damit war in den ersten Reihen nichts mehr zu sehen.
Die Stücken boten im Wechsel ruhigere Momente, die im Vergleich zu anderer Musik zumeist immer noch sehr schnell war und diesen rasend schnellen Tzigani-Rhythmen. Immer wieder tauchten Fragmente von bekannten Melodien auf. Ein erster Höhepunkt wurde erreicht, als wiederum ein Stück, das aus einen Emir Kusturica bekannt ist, gespielt wurde. Wer kennt nicht diese befremdliche Eingangsszene aus dem Film Underground, in der die beiden Hauptpersonen nächtlich durch die Stadt kutschiert werden und damit Geld hinter sich werfen, um damit ein Tzigani Blasorchester zu bezahlen, dass spielend im Dauerlauf der Kutsche folgt.
Nach diesem treibenden Stück gab ich meinen Sitzplatz auf, ich wippte sowieso jeden Song mit den Füßen mit und nun war in der ersten Reihe auch nichts mehr zu sehen und eher zu befürchten, dass eine der ausgelassen tanzenden Personen einen von uns Sitzenden unsanft touchiert. In der Wikipedia fand ich die Erklärung für das sehr junge Publikum. Im Film Borat hat die Band einen Gastauftritt und spielt eine Interpretation von Born to be wild von Steppenwolf.
Bemerkenswert ist, dass beide Saxophonisten und auch die drei Trompeter regelmäßig ein Solo hatten. Mir gefiel besonders das Saxophon, das von beiden Musikern so gespielt wurde, dass es wie ein Lachen klang. Auch wechselten sich die Instrumentalisten am Mikrophon ab. Etwa jedes zweite oder dritte Stück hatte eine kurze Gesangseinlage.
Bereits vor dem Konzert wurde in der Begrüßung gesagt, dass es eine Pause geben würde. Der Einsatz der Musiker machte dies notwendig. Aber auch die Tanzenden (und die Rauchenden: Der Pavillon ist seit dem 1. Januar rauchfrei) waren froh über die kurze Erholung.
Leider wurde die mißliche Frage der Bestuhlung während der Pause nicht gelöst. Der Saal leerte sich zur Hälfte und die ersten Reihen hätten man abbauen können. Doch zumindest ich hatte nun einen Stehplatz am Rande, von den ich gut sehen und hören konnte und gleichzeitig genug Raum zum Tanzen war.
Es gab offensichtlich eine ganze Reihe von Rumänen und Roma im Publikum. Im zweiten Teil wurde immer wieder einzelne Frauen auf die Bühne gebeten, die dort direkt zu den Soli vor allem der Saxophone tanzten. Es war dies vor allem eine sehr schöne dunkelhaarige Frau, die schließlich auch von Musikern überredet wurde, für den Rest des Konzertes auf der Bühne zu bleiben. Nach jedem Lied, wenn der Applaus verebbte, waren Zurufe aus dem Publikum in einer mir vollständig unbekannten Sprache zu hören.
Wie sagte Benu, "die schönsten Frauen kommen aus Rumänien". So pauschal möchte ich es nicht formulieren, doch die Tanzenden waren schön und repräsentierten nicht dieses unnatürliche Ideal der Hungerhaken, die von den Medien aus den USA propagiert werden und auch hier ihre Knochen als angebliche Schönheit zeigen.
(Fanfare Ciocărlia auf dem Weltmusikfestival in Sheshory, Ukraine 2006;
Fotografie Yakudza, dieses und weitere Bilder können frei über Wikipedia geladen werden)
Die Musik nahm Anleihen an bekannten Stücken. Während ich noch am Raten war, woher ein musikalisches Zitat stammte, wandelte sich das Stück wieder. Die Tzigani Blasorchester entstanden während des Osmanischen Reiches und so war es nicht verwunderlich, dass immer wieder scheinbar orientalische Melodien und Rhythmen zu hören waren.
Die Begeisterung für die Band führte bei einigen Personen dazu, dass sie mehreren Musikern Geldscheine auf die schweißnasse Stirn drückten, die auch während eines folgenden Solo dort kleben blieben.
Die Band musste nicht lange gebeten werden, um nach dem Ende des Konzertes wieder für Zugaben auf die Bühne geklatscht zu werden. Es gab drei Zugaben auf der Bühne und der letzte Applaus mündete in Handzeichen eines Saxophonisten, der damit eine Gasse durch das Publikum freimachte. Nachdem alle Musiker ihre Tonabnehmer entfernt hatten, zog die Band im Gänsemarsch mit einem treibenden Lied langsam die Tribüne hinauf gefolgt von tanzenden Menschen. Im Foyer des Pavillon bildete die Band einen Halbkreis und spielte zwei weitere Lieder.
In der Stadt Hannover leben nach der offiziellen Statistik mehr als 300 Menschen mit rumänischer Staatsangehörigkeit.
Das zweite muss ein Volkslied gewesen sein, denn einige Dutzend drängten zur Band und sangen aus vollem Halse das Lied. Wieder im Gänsemarsch ging es hinter die Bühne und damit endete ein interessantes Konzert, das in guter Erinnerung verbleiben wird.

Die Flucht - Fernsehfilm von Kai Wessel

Die Flucht
Fernsehfilm von Kai Wessel in zwei Teilen
ARTE (link zum Film) Freitag, 2. März 2007 20:40-23:40 Uhr (Erstaufführung)
ARD Sonntag, 4. März 2007 20:15-21:45 Uhr und Montag, 5. März 2007 20:15-21:45 Uhr
Wiederholung: ARTE Samstag, 10. März 15:50-17:20 Uhr und Sonntag, 11. März 15:50-17:20 Uhr.

Drei Stunden Historiendrama der Spitzenklasse.
Maria Furtwängler überzeugt in ihrer Rolle als Lena Gräfin von Mahlenberg, die das Junkergut ihres Vaters in Ostpreußen mit allen Personen räumen läßt und sich auf die Flucht nach Westen begibt.

2001 und 2002 habe ich mich aus beruflichen Gründen zum einen mit der aktuellen wissenschaftlichen Literatur zum Thema Flucht und Vertreibung auseinandergesetzt und zum anderen mehrere Gespräche mit älteren Frauen geführt, die dieses Trauma erlitten. Diese Zeitzeugen waren vor allen Opfer und haben Gräueltaten der deutschen Täter nur während der Flucht erkannt und erlebt.

Der Film bemüht sich bei aller Dramatik seiner personalisierten Geschichte darum, dass Opfer und Täter immer wieder gezeigt werden. Dies umfasst die Massenerschießungen von Zivilisten in den besetzten Ländern durch die Wehrmacht, die Horden der russischen Soldateska, die jede greifbare Frau reihenweise vergewaltigen und dabei oftmals ermorden, die Verfolgung und Ermordung von Kriegsgefangenen, die Hinrichtung der ersten deutschen Flüchtlinge aus Ostpreußen durch die Nazischergen und das massenhafte Sterben auf der Flucht durch Mangel, Eiseskälte, Krankheiten, Unfälle und dem Beschuß russischer Truppen. Dies ist aber nicht das Ende des Mordens, denn noch kurz vor Kriegsende wurden Soldaten, die ohne ihre Einheit angetroffen wurden, als Deserteure von militärischen Schnellgerichten zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Die Idylle der Heimat Ostpreußen wurde in großen Bildern im ersten Teil eingefangen, doch stets wurde gleichzeitig der Wahn des Systems, der vor allem jüngere und ehrgeizige Menschen zutiefst überzeugt hatte, gegen geschnitten. Junge Nazis, die ihnen nahestehende Personen bei der Partei verraten und sehenden Auges den Tod dieser ihrer Meinung nach „Verräter“ befürworten.
Selbst die Kapitulation und Besetzung Deutschlands durch alliierte Truppen hat bei diesen überzeugten Nazis kein Gesinnungswandel bewirkt, was sich dann auch in den folgenden 20 Jahren immer wieder in der Innenpolitik und im Zusammenleben der jungen Bundesrepublik Deutschland zeigte. Gerade die so genannten Schreibtischtäter waren sich keiner Schuld bewusst und die Wehrmachtsangehörigen haben ja immer nur Befehle ausgeführt... Feigheit und Unmenschlichkeit ließ sich hinter vielen Geschichten verstecken.

Der Film ist gut recherchiert und es war ein beruhigendes Zeichen, dass im Abspann u.a. Prof. em. Manfred Messerschmidt, der ehemaligen Leiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamts Freiburg, als wissenschaftlicher Berater aufgeführt wurde. Sein Name ist fest mit der Beseitigung vieler Mythen über die Wehrmacht und Militärjustiz verbunden.
Der Film hat nur eine Schwäche, die aber vermutlich jeder aktuelle Film mit Bezug zur Geschichte hat. Die Zuneigung zwischen der deutschen Gräfin und dem französischen Kriegsgefangenen (gespielt von Jean-Yves Berteloot) wird immer wieder in den Vordergrund geschoben.
Beeindruckend sind in diesen Momenten die Großaufnahmen der Gesichter. Wann sind zuletzt Menschen ohne Schminke zu sehen gewesen. Schmutz, Falten, Tränen und durch Anstrengung und Kälte gerötete Gesichter schauen einen an. Der Grimme-Preisträger Kai Wessel hat die musikalische Untermalung an Norbert Jürgen Schneider vergeben, der mit ganz wenigen Ausnahmen den richtigen Ton trifft und damit verhindert, dass emotionale Szenen in rührige Sentimentalität abgleiten.

Ich empfehle den Film Die Flucht als eine Einführung in das Thema Flucht und Vertreibung. Hoffentlich wird dieser Film schon bald Schulen für den Unterricht zur Verfügung gestellt. Hier kann ein Teilaspekt der weltweiten Migration vorgestellt werden.

Ein Gespräch mit der Hauptdarstellerin Maria Furtwängler sowie ein kurzes Interview mit der Buchautorin Tatjana Gräfin Dönhoff findet sich hier auf den Seiten von ARTE.
Ein Gespräch mit dem Historiker Heinrich Schwendemann (Universität Freiburg) über militärgeschichtliche Mythen der Flucht und Vertreibung findet sich hier.