Sonntag, 14. Februar 2010

Terry Gilliam 2009 Kabinett des Dr. Parnassus

Einige Regisseure haben ihr großes Thema und ihre einzelnen Werke sind Variationen desselben. Wim Wenders hat mehrere Filme über die Kontrolle über Bilder gemacht und Quentin Tarantino verarbeitet weiterhin den Trash der B-Movies und adelt ihn damit.
Terry Gilliam glaubt an die Macht der Phantasie und der Traumbilder.

Das Kabinett des Dr. Parnassus ist sein aktueller Film: betörend - verstörend. Hier ist es diesmal der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, personalisiert im alten Dr. Parnassus (Christopher Plummer) und Mr. Nick (eine grandiose Rolle für Tom Waits). Während der eine Individuen ermöglicht, ihre Wunschträume zu sehen und damit ein großes Glück zu empfinden, dass sie mit in ihre Realität nehmen können, hat der andere die absolute Macht, die Träume und Phantasien in ein Alb zu verwandeln.
Leider habe ich die deutsche Version gesehen und so viele Witze waren in der Übersetzung missglückt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im Original genauso viele "lustige" Dialoge sind, bei denen keiner im Kino lacht.
Der Film ist eine Augenweide und Anspielungen auf Absurditäten und Verlogenheiten des Alltags sind gelungen. Etwa der Zynismus der Benefizveranstaltungen für Arme, Kranke und andere Bedürftige, der in dekadent-luxuriösem Ambiente zelebriert wird oder die Ausblendung der Realität durch die wirtschaftlich-finanziell Erfolgreichen, die alles was nicht in ihre Welt passt, einfach ignorieren.
Der Bilderrausch auf der Leinwand, der Wechsel zwischen Landschaft, die offensichtlich ein Bühnenbild ist und der Schritt in diese Landschaft, die diese damit real macht, war überwältigend. Es braucht noch mehrere Sichtungen, um alle Aspekte zu erkennen und erst die DVD ermöglichte diesen Genuss.

Der Titel verweist offensichtlich auf einen der wesentlichen expressionistischen Filme: Das Cabinett des Dr. Caligari (D, 1920) mit seinen Wahnbildern. Terry Gilliam verweist auch auf seine Geschichte als Mitglied von Monty Python. Die singenden und tanzenden Polizisten in Strapsen erinnern an den Flying Circus, zeigen aber auch, dass die damaligen Ideen seitdem so oft von anderen Regisseuren kopiert wurden, dass der Witz nicht mehr im Bild alleine, sondern ausschließlich aus seiner Kombination mit dem Liedtext ("We Love Violence") funktioniert. Ich denke dabei an die Folge von MPFC, in der Kanadische Mounties mit ihrem Lumberjack Song auftreten. Noch besser gefiel mir in Dr. Parnassus Terry Gilliams "We Are The Children Of The World", das wunderbar Michael Jacksons "We are the Wold" persifliert (siehe Interview mit Gilliam)
Die Qualität als Regisseur zeigt sich in der Verarbeitung des tödlichen Unfalls von Heith Ledger. Mit Jude Law, Colin Farrell und Johnny Depp spielen gleich drei Kollegen seine Rolle als Charity Impressario, der auch über Leichen geht, in der Traumwelt von Dr. Parnassus weiter.

Wer einen phantastischen Film sehen möchte, sollte ins Kino gehen oder sich die DVD kaufen.

The Imaginarium of Doctor Parnassus (USA 2009, 122 Minuten).
Ich gebe dem Film 8 von 10 möglichen Punkten.

"We are the children of the world
and we have suffered for your sins,
but if you open up your hearts
a beautiful day begins,”

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