Mittwoch, 2. Februar 2011

Flattr oder Schmeicheln im Internet

Seit mehr als einem Monat finden sich unter vielen meiner Beiträge nun ein weiteres Symbol. Ich wurde darauf auch schon angesprochen, doch meine Erklärung wurde nicht verstanden oder ich spürte, dass dies als eine weitere spinnerte Idee abgetan wurde. Die wenigsten werden sich das gut gemachte Video von www.flattr.com anschauen und so versuche ich mal hier meinen regelmäßigen Lesern diese Idee mit meinen Worten zu beschreiben.

Es gibt viele Formen, wie auf digitale Inhalte reagiert werden kann. Bei Facebook kann "gefällt mir" angeklickt werden und hier bei Blogger kann am Ende ein Beitrag als lustig, interessant oder cool bewertet werden. Hinzu kommt natürlich die Möglichkeit Kommentare zu schreiben.

Flattr ist eine Idee aus Schweden für Kleinstzahlungen, den so genannten „micropayment“. Das Wort hat zwei Ursprünge, welche die Idee zusammenfassen: Da ist zum einen die Flatrate also die Zahlung einer pauschalen (monatlichen) Summe für eine Dienstleistung und da ist zum anderen das englische Wort für Schmeicheln (to flatter) verarbeitet. Flattr ist ein Netzwerk. Die Firma flattr.com organisiert für ihre Mitglieder, dass diese freiwillig Kleinstzahlungen für kostenlose Internetinhalte zahlen können. Diese Inhalte können sowohl Texte, Graphiken, Fotos, Videos, Audiodateien als auch Software sein. Als Mitglied von flattr wird der Firma ein Guthaben überwiesen und gleichzeitig definiert, wie viel davon jeden Monat als Flatrate zum Verteilen an andere Mitglieder aufgebraucht werden darf. Diese Flatrate beträgt minimal zwei Euro im Monat.

Persönlich habe ich 20 Euro an flattr überwiesen und eine Flatrate von zwei Euro definiert. Abzüglich einer Bankgebühr habe ich nunmehr für etwa neun Monate ein Guthaben, dass ich an andere flattr-Mitglieder verteilen kann. Im Dezember haben mir sieben Inhalte und im Januar elf Inhalte, die mit einem flattr-Zeichen versehen waren, besonders gefallen. Mir haben natürlich viel mehr Inhalte gefallen, doch die Idee der Kleinstzahlungen für kostenlos zur Verfügung gestellte Internetinhalte ist jung und entsprechend ist die Zahl der Inhalte mit einem flattr-Symbol noch beschränkt. Jedes mal wenn ich auf das flattr-Symbol geklickt habe, öffnete sich ein kleines weiteres Fenster, in dem ich mich bei meinem Mitgliedskonto von flattr.com anmelden konnte. Hier bestätigte ich meine Entscheidung. Damit hatte ich dann diesen Inhalt geschmeichelt. Am Ende des Monats wurde mein Monatsbeitrag durch sieben bzw. elf geteilt und den Anbietern der anteilige Beitrag überwiesen. Ein so gelobter Inhalt kann nur einmal im Monat ausgewählt werden und eigene Internetinhalte sind grundsätzlich nicht auszuwählen.
Die Idee ist nun, dass viele verschiedene Menschen, verschiedene Inhalte schmeicheln. Eine von mir ausgewählte Karikatur erhielt zum Beispiel Anfang Januar von mir 1/7 meiner Flatrate, war aber auch von acht anderen Nutzern ausgewählt wurden, von denen also auch ein Teil ihrer Flatrate dem Konto des Karikaturisten gutgeschrieben wurde. So werden aus vielen kleinen Beiträgen schließlich nennenswerte Summen.
Neu hinzu gekommen ist, dass ganze Webseiten monatlich geflattrt werden können und das aus dem Guthaben auch ein freier Betrag an eine Webseite gesendet werden kann.

In Deutschland ist die taz aus Berlin im Sommer 2010 Mitglied bei flattr geworden und alle ihre digitalen Beiträge sind seitdem mit dem flattr-Zeichen versehen. Alleine durch die taz werden damit jeden Tag mehrere Dutzend neue Inhalte hinzugefügt.
Für die taz lohnt sich dies sogar.
flattr, taz, Klickwert


Um Mitglied bei flattr zu werden, muss man nicht selber Internetinhalte produzieren, aber jedes jedes Mitglied darf seine Inhalte auch mit dem flattr-Symbol versehen. Einige meiner Beiträge in diesem Blog sind mit viel Liebe zum Detail (=Recherche) erstellt und so habe ich nun angefangen auch ältere Beiträge mit dem Symbol zu versehen. Viele meiner monatlichen Wetterberichte hatten bereits mehr als 1.000 Besucher und werden selbst nach zwei Jahren direkt oder im Vergleich mit aktuellen Berichten betrachtet. Wenn die Nutzer dieser Wetterberichte mich nun für diese Veröffentlichung neben der hohen Besucherzahl, die mich bisher schon freut, nun auch über flattr schmeicheln, würde mich dies um so mehr freuen.

Eine abschließende Bemerkung zum Wachstum von flattr. Auf der Homepage von flattr wird stets aktuell die Zahl der Inhalte, die mit einem flattr-Symbol versehen sind sowie die Gesamtzahl aller Klicks ausgewiesen. Seitdem ich im Dezember Mitglied geworden bin wuchs die Zahl der zu schmeichelnden Inhalte um 25% auf nunmehr mehr als 130.000. Dies sind etwa 500 neue digitale Inhalte am Tag und täglich werden von den etwa 9.000 Mitgliedern (Stand Dez. 2010) etwa 1.500 Inhalte geschmeichelt.
Wie für viele andere digitale Inhalte ist dies ein Zuwachs, der in der realen Welt selten vorkommt. Ich denke, dass sich diese Idee in diesem Jahr noch erheblich steigern wird und für einige Anbieter von Internetinhalten auch zu einer weiteren Einkommensquelle wird.

In der ersten Januarhälfte wurde erstmals ein Beitrag von mir zum Wachstum von Facebook in Europa geschmeichelt. Diese Person hat offensichtlich viele Inhalte im Januar angeklickt, so dass ihr Klick „nur“ einen Wert von 2 Eurocent hat. Doch ich fühle mich wirklich geschmeichelt und habe mich über diese digitale Reaktion sehr gefreut.

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