Mittwoch, 17. April 2013

Kinderspielplatz

Mit den aufkommenden warmen Tagen geht es mit den beiden Kurzen endlich wieder nach draußen. An den kalten Tagen sahen sie wie kleine Michelin-Männchen aus. In den Schneeanzügen konnten sie nicht wirklich laufen und die Fäustlinge (ohne Daumen) verhinderten jeden Zugriff.

Diese Woche wurde der vierte Spielplatz angesteuert. Es waren nur 400 Meter, aber für die kurzen Beine macht es einen großen Unterschied, ob es der benachbarte Platz (200m) oder eben der ferne Platz ist. Der (Beinahe-) Sommertag mit seiner ungewohnten Wärme machte den Weg anstrengend.
... und aufregend: Es mussten drei Straßen überquert werden, davon eine Hauptstraße, wo ich nun erstmals erlebte, wie kurz die Grünphase ist, wenn man kein gesunder Erwachsener ist. Die Straßen waren anstrengend für die Mutter und mich, denn hier wurden Konflikte ausgelebt. Auf den Gehwegen haben die beiden Kinder Freiheit und bestimmen das Tempo mit den wir uns bewegen. Häuserwand oder Vorgartenzaun auf der einen und die (aus den Augen der Kinder) hohe Wand der dicht an dicht stehenden, parkenden Autos machten die Aufsicht leicht. Unsere Aufgabe war hier vor allem das Weitergehen zu motivieren. Jede Parklücke verwies auf die kommenden Probleme. Denn stets ging es direkt zur Bordsteinkarte, die schließlich eine Abwechslung zum langen Weg bot. Die beiden üben seit Wochen das Springen und würden am liebsten auf der Treppe von Stufe zu Stufe springen.
Die Straßen führten dann zum Protest mit Schreien und sogar den Versuch, sich hinzuwerfen. Beide wollten nicht akzeptieren, dass Straßen nur an der Hand eines Erwachsenen überquert werden.

Der Weg lohnte sich. Dieser Spielplatz hat andere Geräte für 3-6-jährige. OK, die beiden haben erst 19 Monate hinter sich, aber auch für sie gab es gleich mehrere Möglichkeiten ihr Selbstvertrauen, ihr Gleichgewicht, ihre Neugier und ihre Kräfte zu fördern. Aufgrund ihres Alters werden sie ständig begleitet, auch wenn ich manchmal 5-10 Meter entfernt war, damit der eine den neuen Ortes scheinbar ungestört erkunden konnte. Der Platz ist groß (mehrere Tausend Quadratmeter), umzäunt und hat mehrere niedrige Elemente, auf denen beide ihre neuen Fähigkeiten zum Balancieren ausprobierten.

Die Entdeckung der eigenen Fähigkeiten hat in den letzten Monaten bereits mehrmals zum Weinen geführt. Ein Sprung oder eine Unachtsamkeit endete manchmal in der Horizontalen oder auf der Windel. Da fließen dann, vor Schreck oder weil es auch noch weh getan hat, die Tränen. Bis auf einmal konnten diese Krisen in weniger als einer Minute mit einer Umarmung und ruhigen Worten beendet werden. Das eine Mal zeugte eine Beule vom Sprung und der Heftigkeit des Falls.
(Keine Sorge: solche Zuckerbomben bekommen die beiden noch nicht einmal zu sehen)
Perspektivwechsel kann gelernt werden, wissen wir alle aus interkulturellen oder gesellschaftlichen Studien, doch die Welt aus den Augen von Kleinkindern zu sehen ist schwierig. Zu verstehen, was den beiden Freude oder Angst macht, ist für mich eine große Herausforderung.
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Dies war der dritte Beitrag der Kategorie KINDERKRAM über die beiden von mir betreuten Kleinkinder. Andere Beiträge:
Sandkiste (13 Monate), Babysitting (15 Monate), Windelathleten (19 Monate), Zoobesuch (21 Monate), Türverriegelung (2 Jahre, 5 Monate), aus der Perspektive eines Kindes und (fehlende) Energie (2 Jahre, 5 Monate).

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