Freitag, 3. Januar 2014

Filmkritik Hobbit - Smaugs Einöde

Der Fluch des zweiten Teils einer Trilogie liegt auch über diesem Film (meine Notiz zum Teil 1).
Peter Jackson hat den roten Faden verloren und das gleich im doppelten Sinne. Der rote Faden der Handlung sowie der Faden, der zwischen ihn als Erzähler und uns als Zuschauer geknüpft wird. Oftmals hat er in früheren Filmen interessante Bilder inszeniert, doch diesmal kann er sich nicht zwischen den Möglichkeiten der Darstellung entscheiden.
Der erste Teil deutet den Höhepunkt des zweiten an: Smaug. In dieser Hinsicht zeigen sich hier Jacksons Lehrmeister für gutes Unterhaltungskino (ich meine Spielberg). Es wird immer wieder über Smaug geredet, aber erst nach der ersten Hälfte wird das Schrecken gezeigt. Ja, die visuelle Gestaltung ist herausragend. Seine Größe und Eitelkeit sind offensichtlich. Wenn er vorglüht, um Feuer zu spucken, leuchten die Brustschuppen. Und das alles in 3D.
Da gibt es aufziehende Totale, für die 3D wie gemacht erscheint. In solchen Momenten gelingt es Jackson das Staunen im Gesicht von Bilbo Beutlin (Martin Freeman einmal mehr die Idealbesetzung) in ein Staunen für uns Zuschauer zu verwandeln. Zum Beispiel wenn Bilbo die Halle mit dem Gold betritt und die Breite, Höhe und Tiefe des Raums ihn zu einem Zwerg schrumpfen lassen. Interessante 3D-Effekte gibt es auch bei kleinräumiger Handlung. Seien es Bienen, die zwischen Leinwand und Zuschauer fliegen (und nicht wie in schlechten 3D-Filmen auf den Zuschauer zu) oder ein Pfeil der Waldelben, der von links fast parallel zur Leinwand in einen Ork fliegt. Auch haben die Macher dieser Effekte von Martin Scorseses Hugo gelernt, wo Dampf und Niederschlag ein sehr eindringliches Raumgefühl erzeugen.

Tja, und dann sind da viele Kleinigkeiten, die nicht nur einen intensiven Leser von Geschichten aus Tolkiens Mittelwelt auffallen. Es gibt eine mehr oder minder gewollte Referenz zu Western der B-Film-Kategorie. Wer erinnert sich nicht an die Schießereien zwischen guten Cowboys und bösen Verbrechern oder Indianern. Für die gute Seite ist jeder Schuss ein Treffer und die Bösen sind zu blöd um zu treffen. Die Revolver haben unbegrenzt Munition und schießen und schießen ohne zu laden. Hier sind die Bösen die Orks mit ihren diversen Stech-, Schlag- und Schusswaffen, die außer einem vergifteten Pfeil nie einen Schaden anrichten und auf der anderen Seite die Zwerge und Elben, die mit jedem Schwerthieb oder Pfeil einen Ork töten, ohne das sich die Zahl der Gegner reduziert. Und dann sind es "magische" Köcher, denn egal wie viele Pfeile verschossen werden, stets sind weitere Pfeile griffbereit.
Eine Klamaukszene innerhalb einer Schlacht, die niemals bei Tolkien zu finden ist, war zunächst unerklärlich. Der extrem dicke Zwerg Bombur, der bereits im ersten Teil witzige Situationen spielte, sitzt wie alle anderen in einer Tonne, um den Waldelben zu entfliehen und in einer Flussfahrt Orks zu bekämpfen. Im Laufe des Gefechts wird er aus dem Wasser katapultiert und als rollende Tonne richtet er den maximalen Schaden bei den Gegnern an und das nicht nur in einer kurzen Sequenz, sondern es geht weiter und weiter und jetzt im Nachhinein denke ich, dass dies möglicherweise Werbung für ein zum Film gehörenden Computerspiel war. Das lässt sich leider auch für die Schlacht mit den Spinnen und jedes Gefecht mit den Orks sagen. Mehrmals wurde eine Ego-Shooter-Perspektive gewählt.
Einige Figuren wurden überzeichnet. Sei es Thranduil, der Fürst der Waldelben, der trotz seiner Erfahrung aus Jahrhunderten wenig Reife zeigt. Oder Bolg, der Sohn von Azog dem weißen Ork, der lakaienhaft auftritt. Smaugs Eitelkeit ist irgendwann nicht mehr unterhaltsam. Ian McKellen als Gandalf wird leider viel zu sehr in eine Rolle gedrängt, die zu nah am Albus Dumbledore (gespielt von Richard Harris bzw. Michael Gambon) liegt. Bei einigen seiner Auftritte als Zauberer könnte auch plötzlich Lord Voldemort oder Harry Potter ins Bild treten.

Doch als Gandalf erstmals Sauron wieder sieht, ist dies ein visuelles Erlebnis. Der vorherige Kampf endet in einem Zoom in das aus dem Herrn der Ringe bekannte feurige Auge. Das hat etwas von dem Hypnotischen, wie es aus 2001 - A Space Odyssey (1968) oder Contact (1997) berühmt ist, doch erstmalig in 3D. Der zentrale dunkle Fleck ist erstmals zu erkennen. Es ist die Silhouette von Sauron in seiner Rüstung.

Wie bei jedem zweiten Teil einer Trilogie bleibt die Neugier auf den letzten Teil. Hier betreten Peter Jackson und seine DrehbuchkollegInnen Neuland. Es soll die Verknüpfung der Handlung zwischen dem Hobbit mit einem 51-jährigen Bilbo und den Beginn vom Herrn der Ringe mit dem 111. Geburtstag von Bilbo erfolgen. In diesen 60 Jahren steigt Sauron zu seiner Macht auf, Mordor wird wieder das Zentrum des Bösen und weder Elben, Menschen noch Hobbits sind auf den kommenden Krieg vorbereitet.
Ach ja, und natürlich wird Smaug besiegt und die Zwerge kehren zurück nach Erebor.

In der Summe ein Unterhaltsfilm im Format 3D, der in seiner Qualität weit über anderen großen Produktionen steht, die in der Vorschau zu sehen waren (u.a. Spiderman Teil 37). Er gefiel mir gut, wenn er auch wegen der genannten Schwächen nicht immer überzeugen konnte. Der Film ist ein Erlebnis. Ich gebe dem Film 7 von 10 möglichen Punkten.
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Der 1. Teil der Triologie wurde von mir noch euphorisch beschrieben.
Der 3. Teil der Triologie gefiel mir auch.

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